Er wird kein ewiger Schalker, mindestens die nächsten fünf Jahre kommt er als Gegner, und zwar im Trikot des von S04-Fans verhassten FC Bayern, in die Arena. Seit der Wechsel des Schalker Urgesteins nach München bekannt und nun auch vollzogen wurde, ist das bisherige Gesicht des Vereins bei vielen Anhängern unten durch. Das - und vor allem solche Entgleisungen wie die Ohrfeige während des Autokorsos nach dem DFB-Pokalsieg - hat Neuer wahrlich nicht verdient.
Mit knapp fünf Jahren trat er dem FC Schalke bei und spielte bis heute bei keinem anderen Verein. Ein schüchterner Knirps war er noch, als er in der Schüler (heute U15) von seinen damaligen Trainern fast weggeschickt worden wäre.
Wie gut, dass sein Entdecker Lothar Matuschak schon damals an das große Potenzial des kleinen Manu mit der piepsigen Stimme geglaubt und sich für den Verbleib Neuers im Verein eingesetzt hatte. „Manuel war sehr ehrgeizig und ein sehr guter Fußballer. Auch wenn er damals körperlich eigentlich noch nicht die Voraussetzungen für einen Torwart des FC Schalke in der Leistungsklasse mitbrachte, hatte er außergewöhnliches Talent. Er war schon damals ein moderner Torwart“, erinnert sich Matuschak.
Als der junge Blondschopf zunehmend Gardemaß erreichte, war den Verantwortlichen in der S04-Nachwuchsabteilung schnell klar, was für ein Juwel sie in ihren Reihen hatten. Doch Neuer war nicht als Bundesligakeeper geboren worden, sondern auch er musste sich erst einmal hinten anstellen. Erkenschwick, Rheine und Hüls statt München, Mailand oder Madrid hießen die Gegner in der Oberliga Westfalen, in der Neuer seine ersten Sporen im Seniorenbereich verdienen musste.
Als Nummer drei hinter Frank Rost und Christofer Heimeroth spielte er zwei Jahre lang in der zweiten Mannschaft, ehe er nach dem Weggang des „Langen“ zu Borussia Mönchengladbach zweiter Schlussmann wurde.
Der große Durchbruch erfolgte, alle Leser erinnern sich, als der damalige Schalker Coach Mirko Slomka am 5. November 2006 den Mut zur Wachablösung aufbrachte. Den seinerzeit 20-jährigen Neuer für den etablierten Rost in den Kasten zu stellen, und dann noch ausgerechnet im Heimspiel gegen die Bayern, das war ein starkes Stück! Auf Schalke war mal gerade wieder große Unruhe, die Fans hatten zum Boykott der Mannschaft aufgerufen und für die ersten genau 19.04 Minuten der Partie ihre Unterstützung verweigert.
Nachdem Levan Kobiashvili just zu dem Zeitpunkt zum Schalker 2:0 traf, als die Zuschauer mit rhythmischem Klatschen wieder den üblichen Support starten wollten, war in der Arena die Hölle los. Am Ende ging es 2:2 aus, und Neuer leistete sich sogar einen Fehler zum 1:2-Anschlusstreffer seines künftigen Klubs. Daran, dass er seinen Weg machen würde, änderte weder die kuriose Erfahrung bei dieser Feuertaufe noch eine schwache Folgesaison, die ihm auf dem Boulevard den Beinamen „Flutschfinger“ einbrachte, etwas.